Simonato L, Baldo V, Canova C und Pegoraro R
Die Entwicklung neuer leistungsstarker technologischer Werkzeuge (vor allem auf dem Gebiet der Molekularbiologie und der Neurowissenschaften) einerseits und unser Potenzial, riesige Mengen an Informationen in allen Bereichen (einschließlich der Medizin) digital aufzuzeichnen, andererseits stellen den klassischen Verlauf eines Diagnoseprozesses, der auf dem Auftreten von Symptomen basiert, die körperliche und instrumentelle Untersuchungen auslösen und schließlich zu einer klinischen Diagnose führen, rasch in Frage. Die besonderen Fälle von Screening und Zufallsbefunden werden ebenfalls berücksichtigt und diskutiert. Heutzutage hängt die Definition einer Krankheit zunehmend von den besonderen Werkzeugen ab, die verwendet werden, um sie über Zeit und Bevölkerung hinweg mehr oder weniger zuverlässig und konsistent zu diagnostizieren. Diese neue und sich ständig weiterentwickelnde Situation wirft unweigerlich wichtige ethische Fragen auf, wie etwa das Recht des Einzelnen, seine gesundheitsbezogenen Informationen vertraulich zu behandeln, aber auch die Verantwortung der nationalen Gesundheitssysteme gegenüber den von ihnen betreuten Gemeinschaften. Lebenslange Längsschnittstudien auf der Grundlage elektronischer Gesundheitsarchive wurden empfohlen, um die Auswirkungen neuer Technologien auf das Gesundheitsprofil der Allgemeinbevölkerung und die zugrunde liegende unbekannte Dimension der tatsächlichen Verteilung von Krankheiten in dieser Bevölkerung zu untersuchen. Ein Beispiel einer Geburtskohorte aus dem Nordosten Italiens, die elektronische Gesundheitsarchive verwendet, wird vorgestellt und diskutiert.