Lauren Smallwood*, Barbara Kingsley
Frühere in den USA und Australien (Mclean und Marshall) durchgeführte Studien geben Aufschluss darüber, wie Polizisten ihre zunehmende Rolle im Bereich der psychischen Gesundheit empfinden. Sie kamen zu dem Schluss, dass Polizisten ihr Wissen über psychische Erkrankungen eher durch persönliche Erfahrung und praktische Ausbildung am Arbeitsplatz als durch Polizeikurse erweitern. Die vorliegende Studie untersucht, wie sich die Polizeiausbildung im Gebiet des Thames Valley auf das Stigma psychischer Erkrankungen auswirkt. Es wurden fünf pensionierte Polizisten rekrutiert, drei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 52 und 56 Jahren. Die Datenerhebung erfolgte in fünf halbstrukturierten Einzelinterviews. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und mithilfe einer induktiven thematischen Analyse mit offener Kodierung ausgewertet: Unter Verwendung von Braun und Clarke (2006) als Leitfaden. Aus den Daten ergaben sich vier Themen: Bewusstsein für psychische Erkrankungen, Erfahrung im Umgang mit psychisch Kranken, Ansichten zur polizeilichen Ausbildung im Bereich psychische Gesundheit und Wahrnehmung der psychischen Gesundheit. Die Ergebnisse unterstützen die Arbeit von Mclean und Marshall und legen nahe, dass nicht die Polizeiausbildung, sondern Berufserfahrung und eine zunehmend entgegenkommende gesellschaftliche Haltung das Wissen und Mitgefühl der Beamten steigerten und so möglicherweise das Stigma psychischer Erkrankungen eindämmten. Unerwartete Ergebnisse deuten darauf hin, dass psychisch kranke Beamte weiterhin stigmatisiert werden, was weitere Forschung rechtfertigt.