Jean Daly Lynn, Clare Daly und Catrin Rhys
Ziele: Die vorliegende Studie untersuchte die ethischen und rechtlichen Herausforderungen, denen sich Therapeuten gegenübersehen, wenn ein Patient während der Therapie eine nicht verfolgte Straftat offenlegt.
Methoden: Es wurde ein Fragebogen entwickelt, um demografische Informationen zu sammeln, den Kenntnisstand der Therapeuten in Rechtsfragen zu untersuchen und das Meldeverhalten nach der Offenlegung einer früheren Straftat durch einen Patienten anhand von acht hypothetischen Szenarien zu ermitteln. Anhand der hypothetischen Szenarien wurden vier halbstrukturierte Interviews durchgeführt, um den Entscheidungsprozess eingehender zu untersuchen.
Ergebnisse: Die Ergebnisse zeigten, dass etwas mehr als die Hälfte der Befragten der Meinung war, nicht ausreichend über ihre gesetzlichen Meldepflichten informiert zu sein. Die Nichtmeldung erwies sich in den hypothetischen Szenarien als erhebliches Problem. Weitere Analysen zeigten, dass die Melder tendenziell über größere Rechtskenntnisse und ein höheres Ausbildungsniveau verfügten, sich jedoch bei der Entscheidung zur Meldung unwohler fühlten.
Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Befragten sich ihrer gesetzlichen Meldepflicht bewusst sind, dieser Pflicht in der Praxis jedoch nicht nachkommen. Eine erhebliche Anzahl sozialer, therapeutischer und persönlicher Faktoren beeinflussten den Entscheidungsprozess, wie z. B. die Straftat, die Auswirkungen auf die Therapie, die Offenlegung durch den Patienten, gesetzliche Verpflichtung und persönliche Eigenschaften des Therapeuten.