Thijs W Van De Kant, Swaantje F Boers, Maaike Kempes, Jos IM Egger
Hintergrund: Die forensische Beurteilung konzentriert sich in erster Linie auf psychosoziale Faktoren, um aggressives Verhalten zu verstehen. Es gibt jedoch Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen neurokognitiven Faktoren und Gewalt. Hemmung ist einer der Faktoren, die möglicherweise mit gewalttätigem Verhalten in Zusammenhang stehen, aber frühere Forschungen zur Hemmung bleiben ergebnislos. Eine Erklärung könnte die Existenz unterschiedlicher neuropsychologischer Profile für Untertypen von Gewalttätern sein. Ziel dieser Studie ist es, Gruppen von affektiv und instrumentell gewalttätigen Angeklagten anhand ihrer Fähigkeit zur Hemmung ihres Verhaltens zu unterscheiden. Methoden: Wir verglichen eine Gruppe von 26 affektiv gewalttätigen Angeklagten mit einer Gruppe von 37 instrumentell gewalttätigen Angeklagten anhand mehrerer Aufgaben zur exekutiven Funktion. Ergebnisse: Affektive Angeklagte haben bei der Stop-Signal-Aufgabe größere Schwierigkeiten, eine anhaltende Reaktion zu unterdrücken. Es gab keine weiteren Unterschiede zwischen affektiv und instrumentell gewalttätigen Angeklagten. Schlussfolgerung: Gewalttätige Angeklagte stellen eine heterogene Gruppe dar, da affektiv gewalttätige Angeklagte möglicherweise größere Schwierigkeiten haben, eine anhaltende Reaktion zu unterdrücken, und daher eher zu impulsiven Gewalttaten neigen als instrumentell gewalttätige Angeklagte.