Soha Yazbek, Khalil Kreidieh und Sami Ramia
Einleitung: Das Hepatitis-E-Virus (HEV) wird v. a. durch verunreinigtes Trinkwasser übertragen, weshalb das Virus in Entwicklungsländern endemisch ist, darunter in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA). Jüngste Berichte weisen auf ein potenzielles Risiko einer HEV-Übertragung durch Bluttransfusionen hin, insbesondere in endemischen Gebieten. Materialien und Methoden: Durch eine Suche in den 25 Ländern der MENA-Region mit PubMed und Medline wurden relevante Artikel zu HEV der letzten 14 Jahre (Januar 2000 bis August 2014) gesammelt. Ergebnisse: Es wurden 100 Artikel extrahiert, davon 25 nicht geeignet. Die Artikel diskutierten die Seroprävalenz von HEV und HEV-Markern in 12 Ländern. Acht Artikel lieferten Daten zu HEV bei Blutspendern. Die Seroprävalenz von HEV in der allgemeinen MENA-Bevölkerung lag zwischen 2,0 % und 37,5 % und war bei Männern höher als bei Frauen. Die Prävalenz nahm mit dem Alter zu, die Exposition scheint jedoch schon in jungen Jahren aufzutreten. Diskussion: In der MENA-Region ist die Rolle von HEV als infektiöse Bedrohung für die Blutsicherheit noch nicht ausreichend erforscht. Es werden mehr Daten benötigt, um das Übertragungsrisiko zu quantifizieren und klinische Ergebnisse zu bewerten. Dies erfordert zumindest eine Überwachungsuntersuchung von Spendern und Empfängern auf HEV-Marker mithilfe empfindlicher und spezifischer serologischer Tests. Gegenwärtig sollte ernsthaft über ein selektives Screening bestimmter Patientengruppen (z. B. immungeschwächte Patienten, schwangere Frauen und andere) nachgedacht werden, die häufig Bluttransfusionen benötigen und ein hohes Risiko für Leberversagen oder Chronizität durch eine HEV-Infektion haben.