Kirsten Jordan, Peter Fromberger, Jakob von Herder, Henrike Steinkrauss, Rebekka Nemetschek, Joachim Witzel und Jürgen L. Müller
Indirekte Messungen abweichenden sexuellen Interesses haben sich im Bereich des pädophilen Interesses als interessant und vielversprechend erwiesen. Es bedarf jedoch weiterer Forschung. Viele indirekte Messungen befinden sich hinsichtlich der klinischen Anwendung noch im Entwicklungsstadium. Sie erreichen keine angemessenen psychometrischen Kriterien oder sind noch nicht ausreichend auf Anfälligkeit für Manipulation oder Täuschung getestet. Darüber hinaus werden für einige Paradigmen die genauen Mechanismen, die den Aufmerksamkeitsprozessen zugrunde liegen, noch diskutiert. Ziel dieser Studie war es, das sexuelle Interesse unter kognitiver Belastung zu messen. Bei dieser anspruchsvollen aktiven Aufgabe sollte die Möglichkeit der Versuchspersonen, ihre Reaktion auf die sexuellen Reize zu manipulieren, geringer sein als bei einfacheren Aufgaben und passiven Designs. 22 Pädophile, sieben forensische Kontrollpersonen und 50 gesunde Männer führten kognitive Aufgaben durch. Gleichzeitig wurden sexuell relevante und sexuell nicht relevante Ablenker präsentiert. Währenddessen wurden ihre kognitive Leistung und ihre Augenbewegungen bewertet. Wie erwartet zeigten gesunde Versuchspersonen eine gewisse Beeinträchtigung der kognitiven Leistung, wenn ihnen sexuell relevante Ablenker präsentiert wurden. Sie nahmen sich deutlich mehr Zeit, um sexuelle Ablenker für Erwachsene zu betrachten, als für sexuelle Ablenker für Kinder. Im Gegensatz dazu schnitten beide forensischen Gruppen deutlich schlechter ab als die gesunde Kontrollgruppe, ohne dass eine Spezifität für bestimmte sexuelle Ablenker festgestellt wurde. Während forensische Kontrollpersonen dazu neigten, Reize von Erwachsenen länger zu betrachten als die von Kindern, wurden für Pädophile keine Unterschiede festgestellt. Der Alterspräferenzindex für die Fixationszeit unterschied mäßig zwischen Pädophilen und Nicht-Pädophilen. Unser Design funktionierte gut mit gesunden Probanden. Weitere Studien sollten untersuchen, ob eine individuelle Anpassung der Aufgabenschwierigkeit helfen könnte, die erwarteten kognitiven Leistungseinbußen von Pädophilen und forensischen Probanden zu ermitteln, wenn ihnen bestimmte Ablenkerkategorien präsentiert werden.