Silvia Ussai, Michele Rizzo, Giovanni Liguori, Paolo Umari, Nicola Pavan, Carlo Trombetta, Tommaso Cai und Roberto Luzzati
Hintergrund: Harnwegsinfektionen (HWI) sind extrem häufig. Aufgrund der weltweiten Zunahme von Antibiotikaresistenzen stellen sie weltweit eine erhebliche Herausforderung für die öffentliche Gesundheit dar. Ziel dieser Querschnittsstudie war es, den Einsatz von Antibiotika bei der Behandlung von HWI in italienischen Primärversorgungspraxen zu untersuchen. Materialien und Methoden: Patienten in italienischen Primärversorgungseinrichtungen mit einer bestätigten Diagnose einer HWI, die eine Antibiotikatherapie erhalten, wurden in eine cloudbasierte Pharmakovigilanzstudie aufgenommen. Ergebnisse: Die Studie umfasste 5232 Patienten (3903 Frauen, 1329 Männer), denen zwischen Juli 2014 und Dezember 2015 Antibiotika gegen eine HWI verschrieben worden waren. 4889 Patienten (94 %) wurden Chinolone als Erstlinienbehandlung verschrieben. Im 14-tägigen Nachbeobachtungszeitraum erhielten 3181 Patienten (60 %) mindestens ein anderes Antibiotikum. 58 % (n=1844) der Patienten erhielten am 2. und 3. Tag des Nachbeobachtungszeitraums zusätzlich Antibiotika. Verschiedene Chinolone und Cephalosporine waren die am häufigsten verschriebenen Medikamente in dieser Untergruppe. Schlussfolgerung: Die Studie gibt Anlass zur Sorge über den übermäßigen Einsatz von Antibiotika und insbesondere Chinolonen bei italienischen ambulanten Harnwegsinfektionspatienten. Politische Entscheidungsträger und Berufsverbände sollten der Reduzierung des unangemessenen Einsatzes von Antibiotika höchste Priorität einräumen. Dies kann durch Programme zur Antibiotika-Verwaltung erreicht werden, die eine der wichtigsten Lösungen zur Bekämpfung des wachsenden Problems der Antibiotikaresistenz darstellen.