Caprio MG, Russo C, Giugliano A, Ragucci M und Mancini M*
Hintergrund: Trotz großer Fortschritte in der Immunologie und Molekularbiologie ist die Ätiologie der Multiplen Sklerose noch unzureichend verstanden und ihre immunologischen Auslöser und kausalen Wege sind weitgehend unbekannt. In den letzten Jahren wurden mit Multipler Sklerose in Zusammenhang stehende Gefäßanomalien untersucht, was Türen zu der Hypothese öffnete, dass eine vaskuläre Komponente in der Pathogenese der Multiplen Sklerose eine wichtige Rolle spielen könnte. Verschiedene Formen von Gefäßanomalien wurden mit MS in Verbindung gebracht: erhöhtes Risiko für ischämische Erkrankungen, zerebrale Hypoperfusion, Anomalien der Endothelzellen und beeinträchtigter Venenabfluss. Ziel dieses Reviews war es, in der Literatur vorhandene Belege zum Zusammenhang zwischen Multipler Sklerose und Gefäßfunktionsstörungen, kardiovaskulären Risikofaktoren und schweren kardiovaskulären Ereignissen zu beschreiben. Methoden: Es wurde eine Literaturrecherche mithilfe der folgenden Datenbanken und Websuchmaschinen durchgeführt: PubMed – US National Library of Medicine, Google Scholar und Ovid MEDLINE. Die Suche umfasste die folgenden Begriffskombinationen: „Multiple Sklerose“ und endotheliale Dysfunktion oder vaskuläre Dysregulation oder vaskuläre Hypothese oder Risikofaktoren oder kardiovaskuläre Erkrankung oder venöse Thromboembolie oder Epidemiologie. Die ausgewählten Artikel wurden je nach Thema des Artikels in sechs Makrogruppen unterteilt: kardiovaskuläres Risiko; kardiovaskuläre Erkrankungen; Mikrozirkulationsfaktoren; venöse Veränderungen; infektiöse Krankheitserreger; und vaskuläre Nebenwirkungen der Therapie. Ergebnisse: Patienten mit Multipler Sklerose scheinen mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren und ein erhöhtes Risiko für einen ischämischen Schlaganfall zu haben. Mehrere Studien haben zerebrale Durchblutungsstörungen nachgewiesen. Die Beziehung zwischen den Störungen des zerebralen venösen Abflusses und neurologischen Störungen bleibt eine offene Frage, die weiterer Studien bedarf. Schlussfolgerung: Neuere Erkenntnisse legen nahe, dass vaskuläre Komponenten Auslöser für neuronale Pathologie und nachfolgende neurologische Manifestationen der Krankheit sein können. Der hohe Grad an Komorbidität zwischen Gefäßerkrankungen und Multipler Sklerose legt nahe, dass vaskuläre Pathologie ein wichtiger Faktor sein kann, der neuronale Dysfunktion oder Degeneration bei Multipler Sklerose verursacht.