Fabian A. Helfritz, Penelope Stiefel, Michael P. Manns, Jürgen Klempnauer, Frank Lehner, Henrike Lenzen und Sandra Ciesek
Hintergrund: Der gentechnisch veränderte rekombinante aktivierte Faktor VII (rFVIIa) wurde ursprünglich zur Behandlung von Blutungsepisoden bei Hämophiliepatienten mit Inhibitoren entwickelt. In einer Reihe von Studien, die den Off-Label-Einsatz bei Patienten mit Lebererkrankungen und damit einhergehend komplexen Koagulopathien untersuchten, wurden unterschiedliche Ergebnisse beschrieben. Wir untersuchten hier den Einsatz von rFVIIa bei Patienten, die sich einer orthotopen Lebertransplantation (OLT) unterziehen. Ziel dieser Studie war es, die Sicherheit innerhalb dieser Patientengruppe zu bestimmen.
Methoden: Insgesamt wurden zwischen 2002 und 2014 an der Medizinischen Hochschule Hannover 1343 OLTs durchgeführt. Aus dieser Gruppe wählten wir Patienten aus, die in der Frühphase nach der OLT rFVIIa erhalten hatten. Wir analysierten retrospektiv das Ergebnis der mit rFVIIa behandelten Patienten und verglichen unsere Ergebnisse mit denen anderer Transplantationszentren.
Ergebnisse: In einer retrospektiven Analyse an einem einzigen Zentrum identifizierten wir acht Patienten nach der OLT, die mit rFVIIa behandelt wurden (0,59 %). Fünf von acht (62,5 %) Patienten erlitten einen Transplantatverlust aufgrund einer Leberarterienthrombose (HAT). Keiner dieser Patienten hatte eine Thromboseanamnese oder Anzeichen einer Hyperkoagulopathie. Bei 60 % der Patienten, bei denen eine HAT auftrat, war das Transplantat primär nicht funktionsfähig. Interessanterweise war die Verabreichung von rFVIIa der einzige Risikofaktor für eine HAT und folglich für einen Transplantatverlust in unserer Kohorte. Andere bekannte Risikofaktoren wie kalte Ischämiezeit, Anzahl der Anastomosen, Spenderalter > 60 Jahre und CMV-Status konnten ausgeschlossen werden.
Schlussfolgerung: Diese Studie zeigt, dass die Behandlung mit rFVIIa ein sehr wahrscheinlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer HAT und folglich für einen Transplantatverlust bei Patienten nach OLT ist. Daher sollte die Verwendung von rFVIIa in dieser Patientengruppe vermieden werden.