Zeitschrift für Bakteriologie und Parasitologie

Abstrakt

Ungewöhnliches Vorkommen einer fortgeschrittenen alveolären Echinokokkose bei jungen Patienten aus Polen

Szymon Nowak, Małgorzata Paul und Jerzy Stefaniak

Hintergrund: Die menschliche alveoläre Echinokokkose ist eine schwere parasitäre Erkrankung mit fortschreitendem, neoplasmaähnlichem Verlauf, die sich in Polen und einigen Teilen Europas neu ausbreitet. Da sich die Krankheit nach der Erstinfektion beim Menschen sehr langsam entwickelt, wird die alveoläre Echinokokkose in den meisten Fällen bei Patienten über 40 Jahren diagnostiziert. Fortgeschrittene Fälle einer Infektion mit E. multilocularis werden sporadisch bei jüngeren Patienten berichtet.
Ziel: Ziel dieser Studie ist die Beschreibung eines ungewöhnlichen klinischen Verlaufs einer schweren alveolären Echinokokkose der Leber bei jungen polnischen Patienten, der sporadisch in anderen endemischen Ländern beobachtet wird.
Methoden: Während des Krankenhausaufenthalts in einem Referenzuniversitätszentrum wurden multidisziplinäre klinische und Laboruntersuchungen durchgeführt, darunter epidemiologische Befragung, bildgebende Verfahren sowie histopathologische und immundiagnostische Techniken.
Ergebnisse: Wir präsentieren drei äußerst seltene Fälle von alveolärer Echinokokkose, bei denen die endgültige Diagnose im Alter unter 30 Jahren gestellt wurde. Obwohl die medizinische Diagnose in jungem Alter gestellt wurde, konnte nur bei einem dieser Patienten eine radikale chirurgische Entfernung der parasitären Masse in der Leber durchgeführt werden. In zwei weiteren Fällen wurde aufgrund eines fortgeschrittenen und nicht operativen parasitären Prozesses mit Fern- und Nachbarmetastasen in Lunge und Omentum eine Langzeitchemotherapie mit Albendazol durchgeführt. Die Möglichkeit einer stärkeren Invasion mit lokalen E. multilocularis -Stämmen mit höherer Pathogenität oder im sehr frühen Kindesalter wurde diskutiert.
Fazit: 1. Die alveoläre Echinokokkose sollte bei der Differentialdiagnose unregelmäßiger raumfordernder Läsionen in der Leber immer in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Patienten, die in endemischen Gebieten leben und deren epidemiologische Vorgeschichte potenzielle Risikofaktoren für die Infektion anzeigt. 2. Bei jungen Patienten wird die alveoläre Echinokokkose tatsächlich häufiger erkannt als bisher erwartet, und die klinische Prognose kann nicht weniger schwerwiegend sein als bei älteren Patienten. 3. Eine frühzeitige Diagnose einer Infektion mit E. multilocularis beim Menschen erleichtert die Wahl der richtigen und optimalen Behandlung, um das Leben eines Patienten zu retten oder deutlich zu verlängern.