Vonck S, Oben J, Staelens AS, Lanssens D, Molenberghs G und Gyselaers W
Hintergrund: Trotz der Berichte über frühen subklinischen Bluthochdruck bei gefährdeten Frauen wird heute ein Blutdruckwert von 140/90 mmHg als Orientierung für die vorgeburtliche Versorgung verwendet. Unser Ziel ist es, den geeignetsten schwangerschaftsspezifischen Schwellenwert zur Messung des frühen Schwangerschaftsblutdrucks zu ermitteln, der eine einfache Schichtung zwischen schwangeren Frauen mit geringem/hohem Bluthochdruckrisiko ermöglicht. Methoden: Einlingsschwangerschaften wurden in der Klinik Oost-Limburg im belgischen Genk ausgewählt. Nach einem Standardprotokoll wurden in liegender und stehender Position mithilfe eines oszillometrischen Blutdruckmessgeräts in der 12. und 20. Schwangerschaftswoche der systolische (SBP), diastolische (DBP) und mittlere arterielle Druck (MAP) gemessen. Nach der Entbindung wurde das Ergebnis in normotensive und hypertensive Schwangerschaften eingeteilt. In einer Untergruppe wurden Routineblutdruckwerte aus vorgeburtlichen Aufzeichnungen mit standardisierten Blutdruckwerten verglichen. Mithilfe der ROC-Analyse wurden die Blutdruckschwellenwerte für die frühe Schwangerschaft mit der besten Unterscheidungsleistung für Bluthochdruck ermittelt. Alle Analysen wurden mit der Software SPSS durchgeführt (α ≤ 0,05). Ergebnisse: Bei insgesamt 780 Frauen wurden die Werte in der 12. Woche gemessen, von denen 433 Schwangere nach etwa 20 Wochen erneut untersucht wurden. Bei beiden Gelegenheiten waren die Blutdruckwerte bei Schwangerschaften mit Bluthochdruck signifikant höher als bei Schwangerschaften mit normalem Blutdruck (p<0,0001). Die Analyse ergab für DBP im Stehen bei einem Grenzwert von 79 mmHg eine Sensitivität, Spezifität, einen positiven prädiktiven Wert und einen negativen prädiktiven Wert von 72 %, 64 %, 15,5 % und 96 % in der 12. Woche und 86 %, 69 %, 20 % und 98 % in der 20. Woche bei einem Grenzwert von 77 mmHg. Nach 20 Wochen betrug der Bereich unter der Kurve (AUC) für DBP 83 % im Stehen und 80 % im Liegen. Bei routinemäßiger versus standardisierter Blutdruckmessung betrug der AUC nach 12 Wochen 66 % versus 72 % und nach 20 Wochen 69 % versus 82 %. Schlussfolgerung: Einfache Blutdruckmessungen mit schwangerschaftsspezifischen Schwellenwerten können weltweit problemlos zur verbesserten Planung der pränatalen Versorgung im Vergleich zu aktuellen Protokollen eingesetzt werden.