Isabelle Arnet, Samuel S. Allemann, Kenneth M. Dürsteler, Johannes Strasser, Marc Vogel und Kurt E. Hersberger
Hintergrund: Die Lebenserwartung älterer Drogenkonsumenten hat sich vor allem dank der Behandlung mit Opioidagonisten (OAT) erhöht. Pflegeheime sind häufig nicht darauf ausgelegt, Patienten mit Substanzgebrauchsstörungen aufzunehmen. Obwohl die Pflege und Einhaltung der Polypharmazie bei älteren Opioidkonsumenten erhebliche Ressourcen erfordern, z. B. tägliche Besuche in einer Ambulanz, werden ambulante Behandlung und Überwachung so lange wie möglich gewährleistet. Wir haben ein neuartiges Medikamentenversorgungsmodell mit einem elektronischen Spender für vorverpackte Medikamente entwickelt, der sich im Zuhause des Patienten befindet, nachdem wir die gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich der Abgabe von Opioiden berücksichtigt haben, und präsentieren vorläufige Ergebnisse von drei beispielhaften ambulanten Patienten.
Methoden: Die Apotheke vor Ort lieferte Einzeldosisbeutel mit allen festen oralen Medikamenten direkt an den Patienten nach Hause. Opioide zur Substitution wurden in mindestens wöchentlichen Abständen in der Suchtklinik bezogen, ansonsten in den Beuteln. Die Beutel wurden in eine abschließbare, ferngesteuerte Medikamentenmanagementhilfe geladen, die entsprechend dem Medikamentenplan des Patienten programmiert wurde. Der Spender erinnert die Patienten mit akustischen Signalen an die Einnahme ihrer Medikamente und zeichnet Datum und Uhrzeit der Medikamentenentnahme auf. Er sendet automatisch eine Warnung, wenn ein Patient versäumt, eine Dosis zu entnehmen.
Ergebnisse: Unsere drei ambulanten Patienten nutzten den elektronischen Spender 659, 118 und 61 Tage lang, wobei sie täglich insgesamt 5, 9 und 18 Tabletten zu 1, 3 bzw. 5 Einnahmezeiten einnahmen. Die Mehrheit der Dosen wurde zur voreingestellten Zeit (94 %, 68,2 % und 73,7 %) oder bewusst im Voraus (Taschendosis) eingenommen. Klinische Vorteile waren die Einleitung und Aufrechterhaltung einer Demenztherapie über 18 Monate und die Unterdrückung der HIV-Viruslast über 1,8 Jahre (Patient 1), die Verhinderung einer weiteren Dosissteigerung von Schmerzmitteln (Patient 2) und die Ausgabe von Aufforderungen zur Einleitung der existentiellen Aufgabe des Kochens (Patient 3).
Schlussfolgerung: Unser neuartiges Versorgungsmodell ermöglicht eine adäquate Implementierung und Persistenz komplexer Behandlungen bei ambulanten Patienten. Die klinischen Ergebnisse verbesserten sich, Patienten und Pflegepersonal waren zufriedener und Ressourcen wurden gespart.