Jung-Lim Lee
Abstrakt
Der Zweck dieser Übersicht besteht darin, mögliche Einschränkungen des neurobiologischen Ansatzes zum Verständnis psychiatrischer Störungen zu untersuchen. Der neurobiologische Ansatz hilft, den Dualismus von Geist und Körper aufzulösen und neue Bewertungs- und Behandlungsansätze in der Psychiatrie zu entwickeln. Es könnte jedoch aufgrund der Komplexität oder Komorbidität neuropsychiatrischer Störungen problematisch sein, bestimmten Aspekten der Neurobiologie, insbesondere der strukturellen Neuroanatomie, zu viel Bedeutung beizumessen. Entwicklungsbedingte Koordinationsstörungen (DCD) beispielsweise stehen im Allgemeinen mit Problemen der motorischen Fähigkeiten in Zusammenhang, und diese Bewegungsbehinderung steht häufig mit der Wahrnehmung in Zusammenhang. Eine Theorie, die Theorie der zwei visuellen Systeme, stützte sich auf eine funktionelle Unterscheidung im Gehirn; der ventrale Strom ist für die visuelle Erkennung (Wahrnehmungsdarstellung) und der dorsale Strom für die Steuerung von Handlungen verantwortlich. Zahlreiche neuropsychologische und neurophysiologische Studien haben gezeigt, dass es zwei getrennte visuelle Ströme gibt. Was können wir dann aus diesem neuroanatomischen Ansatz über DCD verstehen? Studien zeigen nun, dass die Formwahrnehmung für visuell gesteuerte Handlungen, wie das Greifen nach einem Objekt, relevant ist. Rückblickend ist es nicht so überraschend, dass wir Informationen über 3D-Formen benötigen, um mit 3D-Strukturen interagieren zu können. In diesem Artikel habe ich grundlegende Erkenntnisse der Theorie zweier visueller Systeme überprüft und Probleme visuell gesteuerter Handlungen aufgezeigt, um zu überlegen, was die Formwahrnehmung für die Hypothese bedeutet, dass es im Gehirn zwei getrennte visuelle Ströme gibt. Die aufgeworfenen Fragen heben mögliche Einschränkungen der Anwendung eines strukturellen neuroanatomischen Ansatzes zur Berücksichtigung von Wahrnehmungs- und Handlungseffekten und in gewissem Maße damit verbundener psychiatrischer Erkrankungen wie DCD hervor. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der neurobiologische Ansatz in der Neuropsychiatrie zwar nützlich ist, aber begrenzt wäre, wenn er sich zu sehr auf anatomische Unterscheidungen konzentriert.