Dietmar Otte, Thorsten Facius und Stephan Brand
Eine Aortenruptur war in den 60er und 70er Jahren eine häufige Verletzung bei ungeschützten Autoinsassen und machte in der Vergangenheit 10 bis 15 % aller tödlichen Autounfälle aus. Mit dieser Studie wird untersucht, wie häufig die Aortenruptur heute an der Unfallstelle auftritt und welche Veränderungen sich im Laufe der Zeit hinsichtlich verschiedener Arten der Verkehrsbeteiligung und verschiedener Verletzungsmechanismen ergeben haben. Basierend auf sehr gut dokumentierten Unfallfällen der GIDAS (German-In-Depth-Accident-Study) steht eine repräsentative Stichprobe aller Verkehrsunfälle über einen Zeitraum von 40 Jahren (1973 bis 2014) zur Verfügung (n>100.000 Beteiligte) und die Fälle mit Aortenrupturen AR (n=142) werden detailliert analysiert.
Die Aortenruptur kann bei Hochgeschwindigkeitsunfällen mit hoher Körperverzögerung und direkter Belastung des Brustkorbs auftreten. Fast immer ist eine hohe Kompression des Thorax für die Belastungsrichtung zum Herzgefäß verantwortlich. Die Analyse ergab in den meisten Fällen eine Belastung von kaudal-ventral in 26,1 % und von ventral in 21,1 %. Ein weiterer hoher Prozentsatz konnte von links und rechts (je 19,7 %) und 7,5 % bei Überschlagsereignissen durch Fahrzeuge mit hoher Thoraxkompression registriert werden. Die Ruptur wurde meist klassisch im Bereich des Aortenbogens in der Pars descendens festgestellt, verursacht durch eine Art Schaufelmechanismus und in wenigen Fällen einen Hyperflexionsmechanismus, aber nie mit ausschließlicher Verzögerungswirkung. Heute wird die AR sehr selten bei Autoinsassen (0,1 %) und auch bei Fahrradfahrern (0,05 %) registriert, häufiger bei Fußgängern (0,22 %) und Motorradfahrern (0,23 %). Im Laufe der Zeitgeschichte hat sich der Fokus der AR von Autoinsassen auf ungeschützte Verkehrsteilnehmer verlagert. Die Eigenschaft ist immer mit einer starken Deformation des Brustkorbs verbunden, vor allem bei Unfällen mit hoher Aufprallgeschwindigkeit, ohne Sicherheitsgurt und bei direktem Körperaufprall.