Hermentin P
Die Wirksamkeiten der biologischen Referenzpräparate von Erythropoietin, die von der Europäischen Arzneibuchkommission auf der Grundlage des normozythämischen und polyzythämischen Maus-Bioassays für Erythropoietin festgelegt wurden, wurden vom Autor rückwirkend mithilfe des Ibio-Zahl-Tests berechnet. Bei diesem physikochemischen Test werden Daten der Kapillarzonenelektrophorese verwendet, mit denen die Wirksamkeit von Erythropoietin-Arzneimitteln berechnet werden kann. Die vom Autor durchgeführte retrospektive Analyse der Kapillarelektrophoresedaten dreier in den Jahren 2004, 2007 und 2015 veröffentlichter Ringversuche ergab, dass die für die Erythropoietin-Referenzpräparate Charge 1 und Charge 2 angegebenen Potenzen (jeweils ~130,0 IU/μg) um ~5 % bzw. ~10 % zu niedrig angegeben waren, während die für das Erythropoietin-Referenzpräparat Charge 3 angegebene Potenz (~141,1 IU/μg) bestätigt wurde (Differenz zur angegebenen Potenz = -1,2 %) und daher zweifelsfrei war. Erythropoietin-Arzneimittel, die gegen Erythropoietin-Referenzpräparate Charge 1 oder Charge 2 kalibriert wurden, unterlagen somit demselben Fehler, der jedoch innerhalb des Fehlerbereichs des Maus-Bioassays lag und daher nicht entscheidend war. Im Hinblick auf die Chargenfreigabe konzentrierter Erythropoietinlösungen gemäß dem Europäischen Arzneibuch könnten die sehr breiten Kriterien für die Identifizierung von Erythropoietin mittels Kapillarzonenelektrophorese (die auf breiten, für die verschiedenen Erythropoietin-Isoformen definierten Bereichen basieren) durch einen einzigen und recht engen Ibio-Zahlenbereich ersetzt werden, was eine deutliche Verbesserung der Testpräzision und -genauigkeit und damit der Arzneimittelsicherheit bedeuten würde. Darüber hinaus könnte der Ibio-Zahlentest ein Kandidat für einen physikochemischen Test sein, der den Maus-Bioassay bei der Qualitätskontrolle der Chargenfreigabe von Erythropoietin ersetzen könnte.