Girum Tesfaye, Tilahun Yemane und Lealem Gedefaw
Hintergrund: Es wurde angenommen, dass eine Infektion mit dem humanen Immundefizienzvirus das hämostatische System schädigt, das Endothel, Thrombozyten und Gerinnungsproteine betrifft. Informationen zum hämostatischen Profil bei mit dem humanen Immundefizienzvirus infizierten Patienten sind begrenzt und zudem widersprüchlich.
Methode: Von April bis Mai 2014 wurde im Spezialkrankenhaus der Jimma University eine Fallkontrollstudie durchgeführt, an der 96 HIV-infizierte Patienten und 96 gesunde Kontrollpersonen teilnahmen, die nacheinander in ein umfassendes Zentrum für chronische Krankheiten bzw. ein Zentrum für freiwillige Beratung und Tests (VCT) kamen. Soziodemografische und klinische Daten wurden mithilfe eines strukturierten Fragebogens erhoben. Für die Hämostasetests wurden 2,7 ml venöse Blutproben in einem 3 ml fassenden Citrat-Vakuumröhrchen (3,2 %) gesammelt. Die Thrombozytenzahl und die CD4-Zahl wurden anhand einer 3 ml EDTA-Probe bestimmt. Für verlängerte Gerinnungstests wurde eine Mischstudie durchgeführt. Die Daten wurden mithilfe von SPSS, Version 20, analysiert.
Ergebnis: Der Mittelwert der Prothrombinzeit (PT), des International Normalized Ratio (INR), der aktivierten partiellen Thromboplastinzeit (APTT) und des Fibrinogenspiegels war in der Fallgruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe (p< 0,001, 0,01, <0,001 und <0,001), während die mittlere Thrombozytenzahl in der Fallgruppe signifikant niedriger war (p<0,0001). Die Mischstudie zeigte eine Korrektur von 35 (87,5 %) von 40 verlängerten PT sowohl im sofortigen als auch im verzögerten Test, während 58 (95,1 %) von 60 verlängerten aktivierten APTT in beiden Situationen nicht korrigiert werden konnten. Eine CD4-Zellzahl von weniger als 200 Zellen/mm3 (AOR = 8,8, 95 % CI [1,8-42,4]) und die Anwendung von HAART (AOR = 3,4, 95 % CI [1,2-10,1]) waren signifikant mit einer verlängerten PT verbunden, während eine CD4-Zellzahl von weniger als 200 Zellen/mm3 (AOR = 11,55, 95 % CI [1,25-106]) signifikant mit einer verlängerten APTT verbunden war.
Schlussfolgerung: Es gab einen signifikanten mittleren Unterschied zwischen Fall- und Kontrollgruppe in Bezug auf PT, APTT, Thrombozytenzahl und Fibrinogenspiegel. Die Ergebnisse deuten auf das Vorhandensein von Inhibitoren und Faktormangel hin, was eine eingehende Untersuchung und entsprechende Intervention erfordert.