Saveria Capecchi
Heutzutage sind feministische Prinzipien und Konzepte wie „Gleichberechtigung der Geschlechter“, „Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen“ und „Ermächtigung der Frau“ zu einem Modetrend auf dem Arbeitsmarkt und auch in der Kulturbranche geworden. In westlichen Gesellschaften erleben wir die vierte Welle des Feminismus mit dem Wachstum internationaler Frauenbewegungen gegen sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt (Me Too, Ni Una Menos). Diese Bewegungen sind in den Medien sichtbar geworden und belegen das Fortbestehen geschlechtsbezogener Ungleichheiten sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich. In diesem Sinne erinnere ich an die ONU-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und die Verpflichtung zur Gleichberechtigung der Geschlechter (Ziel 5). In meinem letzten Buch über Gender und Kommunikation (2018) habe ich zwei sehr interessante aktuelle Tendenzen hervorgehoben: 1. Heutzutage sind mit Corporate Social Responsibility Konzepte wie „Frauenförderung“ und „Work-Life-Balance“ verbunden (viele Unternehmen bieten beispielsweise flexible Arbeitszeiten, Teilzeitverträge, bezahlten Elternurlaub usw. an): Wie die Womenomics-Theorie bestätigt, ist eine Erhöhung der Frauenarbeit notwendig, um in allen Ländern der Welt Wirtschaftswachstum zu schaffen; 2. Femvertising-Kampagnen (Feminismus + Werbung), die in sozialen Medien verbreitet werden, basieren auf dem Konzept der „Frauenförderung“ mit dem Ziel, das Selbstwertgefühl von Frauen zu steigern und ihr volles Potenzial auszuschöpfen. Ich schlage vor, über diese beiden Tendenzen nachzudenken: Reicht es aus, Frauen flexiblere Arbeitszeiten anzubieten, um ihre Arbeit und Karriere zu fördern? Reicht es aus, neue Generationen von Mädchen, die im digitalen Zeitalter geboren werden, durch Werbung und Geschäftsziele zur Frauenförderung zu „erziehen“? Wie können Geschlechterstereotype in Schule, Familie, Arbeitsplatz und Medieninhalten überwunden werden? Zweifellos steigert die jüngste Medienaufmerksamkeit gegenüber Frauenbewegungen oder Unternehmen, die Frauenarbeit und Femvertising-Kampagnen fördern, das Wissen und das kollektive Bewusstsein über Geschlechterungleichheiten. Die Gleichstellung der Geschlechter ist gut für die gesamte Gesellschaft.