Maria Daglas, Vasiliki Petousi und Antonios Poulios
Ziel: Dieser Artikel präsentiert die erste griechische empirische Studie zu bioethischen neonatalen Themen. Die Studienziele waren: 1) die Einstellung griechischer Gesundheitsfachkräfte, die in NICUs arbeiten, zum Wert des menschlichen Lebens (innerer Wert vs. Lebensqualität) als ethisches Entscheidungsprinzip bei der Bereitstellung von Intensivbehandlungen für extrem/sehr frühgeborene Babys zu dokumentieren und zu messen und 2) die soziokulturellen und anderen Parameter zu untersuchen, die diese Einstellung prägen.
Methoden: Fragebögen, die für das EURONIC-Projekt entwickelt und in 11 Ländern in der Forschung eingesetzt wurden, wurden kulturell an den griechischen NICU-Kontext angepasst. Gesundheitsfachkräfte (n=495), die in griechischen NICUs beschäftigt waren (Mai 2009-Mai 2011) und die Einschlusskriterien erfüllten, wurden zur Teilnahme eingeladen. Von diesen füllten 251 (98 Hebammen, 82 Krankenschwestern und 71 Ärzte) einen strukturierten, selbst ausgefüllten, anonymen Fragebogen aus (Rücklaufquote 50,7 %).
Ergebnisse: Der berichtete Einstellungswert (durchschnittlicher Einstellungswert der Gesamtstichprobe = 3,09) zeigt, dass griechische Gesundheitsfachkräfte dazu neigen, den intrinsischen Wert der menschlichen Lebensposition zu unterstützen. Geschlecht (p<0,05), Bedeutung der Religion (p<0,05) und Berufsspezialisierung (p<0,01) beeinflussen ihre Einstellung in statistisch signifikanter Weise. Insbesondere Männer, Fachkräfte, die Religion als wichtig in ihrem Leben erachten, sowie Hebammen und Krankenschwestern neigen dazu, den intrinsischen Wert der Lebensposition eher zu unterstützen. Ausrüstung und Personal der Neugeborenenintensivstationen, die Kosten der Neugeborenenversorgung und die Belastung der Familie des Neugeborenen durch eine Behinderung beeinflussen die Einstellung der Gesundheitsfachkräfte nicht in statistisch signifikanter Weise.
Schlussfolgerung: Verglichen mit den Ergebnissen aus anderen Ländern, in denen die EURONIC-Studie durchgeführt wurde, scheinen griechische Gesundheitsfachkräfte einen eher vitalistischen Ansatz zu verfolgen und dem intrinsischen Wert der menschlichen Lebensposition als Leitprinzip für ihre ethischen Entscheidungen zu folgen. Soziokulturelle und berufliche Merkmale erklären Unterschiede bei der ethischen Entscheidungsfindung unter Gesundheitsfachkräften.