Jean Claude Monboisse, Jean Baptiste Oudart, Stéphane Brezillon, Bertrand Brassart, Laurent Ramont, François Xavier Maquart und Sylvie Brassart-Pasco
Das Tumormikromilieu ist ein komplexes System, das aus einer stark veränderten extrazellulären Matrix (ECM) mit verschiedenen Zelltypen besteht, die das Tumorwachstum bestimmen. Unter dem Einfluss von Hypoxie sezernieren Tumorzellen Zytokine, die Stromazellen zur Produktion von Proteasen und angiogenen Faktoren aktivieren. Die Proteasen bauen die stromale ECM ab und sind an der Freisetzung verschiedener ECM-Fragmente beteiligt, die als Matrikine oder Matricryptine bezeichnet werden und die Tumorinvasion und Metastasenausbreitung kontrollieren können. Die mutmaßlichen Ziele der Matrikinwirkung sind die Proliferation und die invasiven Eigenschaften von Tumor- oder Entzündungszellen sowie die angiogenen und lymphangiogenetischen Reaktionen. In der vorliegenden Übersicht beschreiben wir die pro-tumorigenen Effekte, die durch lösliches Elastin oder Elastin-abgeleitete Peptide (EDPs) ausgelöst werden, sowie die anti-tumorigenen oder anti-angiogene Aktivitäten der Matrikine, die aus mit der Basalmembran verbundenen Kollagenen und mehreren Proteoglykanen wie Perlecan oder Lumican stammen. Matrikine bilden eine neue Familie wirksamer Antikrebsmittel, die im Rahmen verschiedener therapeutischer Strategien eingesetzt werden könnten: i) Induktion ihrer Überexpression durch Krebszellen oder den Wirt, ii) Verwendung rekombinanter Proteine oder synthetischer Peptide oder Strukturanaloga, die auf Grundlage der Struktur der aktiven Sequenzen entwickelt wurden. Matrikine könnten in Kombination mit konventioneller Chemotherapie oder Strahlentherapie eingesetzt werden, um das Tumorwachstum zu begrenzen.