Payal Kahar, Idethia Shevon Harvey, Christine A Tisone, Deepesh Khanna
Hintergrund: Während in Indien die Belastung durch Munderkrankungen stärker auf sozioökonomisch benachteiligte Gruppen fällt, liegen nur wenige Daten zu veränderbaren Risikofaktoren vor, die die Mundgesundheit der ländlichen Bevölkerung Indiens beeinflussen. Diese Studie 1) untersuchte anhand empirischer und anekdotischer Daten den Kenntnisstand zur Mundgesundheit, Einstellungen und Hindernisse gegenüber der Inanspruchnahme professioneller Zahnpflege und zahnärztlicher Versorgung und 2) ermittelte die allgemeine Karieserfahrung. Methodik: Die Querschnittsstudie wurde in Ramgarh im Distrikt Chhindwara, Madhya Pradesh, durchgeführt. Die Teilnehmer beantworteten Umfragefragen in einem persönlichen Interview und unterzogen sich einer intraoralen Untersuchung. Ergebnisse: Teilnehmer mit ≥ 8 Jahren formaler Schulbildung hatten signifikant bessere Kenntnisse zur Mundgesundheit (M=4,0 SD=2,5) als Teilnehmer mit <8 Jahren oder keiner Schulbildung (F=17,24; p<0,001). Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 34 Jahren verfügten über deutlich mehr Wissen (M=3,5, SD=2,4) als Teilnehmer der 35- bis 44-Jährigen und der ≥ 45-Jährigen (F=3,92; p=0,01). Nur 17 % der Stichprobe wurden von einem Zahnarzt behandelt und 31 % glaubten, dass ein Zahnarztbesuch auch ohne Zahnschmerzen notwendig sei. Die Hindernisse, die die Teilnehmer davon abhielten, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, waren: Angst vor Sehverlust nach einer Zahnextraktion, Schmerzfreiheit und die Verwendung von Hausmitteln. Die Gesamtkarieshäufigkeit nahm mit zunehmendem Alter signifikant zu (F=16,8; p<0,001) und mit höherem Bildungsniveau ab (F=2,72; p=0,046). Schlussfolgerungen: Die Landbevölkerung verfügt über geringe Kenntnisse über Mundgesundheit und ihr Verhalten bei der Inanspruchnahme von Zahnpflege wird durch vorherrschende Mythen beeinträchtigt. Sowohl jüngere als auch ältere Erwachsene sollten über die Vorbeugung von Zahnerkrankungen und die Aufrechterhaltung einer optimalen Mundhygiene ihr Leben lang informiert werden. Ein Teil des ungedeckten Bedarfs an zahnmedizinischen Dienstleistungen lässt sich möglicherweise durch das Angebot grundlegender zahnmedizinischer Leistungen innerhalb der vorhandenen Gesundheitsinfrastruktur decken, zu dem auch zahnmedizinische Hilfskräfte und Gesundheitshelfer in ländlichen Gebieten gehören.